Paramente

Nachricht Stotel, 01. Oktober 2013

Ein Anfang ist gemacht! - Entwürfe für neue Paramente für die Stoteler Kirche in Auftrag gegeben

Wie berichtet*, hat sich der Stoteler Kirchenvorstand nach einem Besuch in der Paramentenwerkstatt in Helmstedt dazu entschlossen, Entwürfe für neue Paramente für die Stoteler Kirche in Auftrag zu geben.
Deshalb bekam die Stoteler Kirche Anfang September Besuch von der Textilkünstlerin Ute Sauerbrey, die die Helmstedter Werkstatt leitet. Im Gepäck hatte sie eine Reihe von Stoffproben in den verschiedenen liturgischen Farben und in unterschiedlichen Materialien. In der Kirche begann dann ein Anprobieren und Anhalten von Stoffmustern. Beim Altar war das besonders spannend. Leuchter rauf, Leuchter runter, Altardecke vielleicht doch besser so oder anders und wohin mit den Vasen? Welche Größe brauchen wir, wie wird das Ganze befestigt und was passt überhaupt? Bei einem barocken Altar wie dem unseren mit seinen vielen Bildern, Figuren und schnörkeligen Verzierungen braucht es eigentlich kein "Mehr" an Symbolik. Gleichzeitig ist es gar nicht so einfach, passende Farben zu dem vorherrschenden Crèmeweiß mit Gold und ganz viel Ochsenblut (so heißt der rotbraune Farbton) zu finden. Ein warmes freundliches Grün und ein fast ins fliederfarbene gehende Violett, die gut mit den vorhandenen Farben harmonierten, waren relativ schnell gefunden. Rot war schon schwieriger, wegen des besagten Ochsenblut-Tons. Schließlich ist es ein sanftes Dunkelrot geworden, das sich auch in den Gewändern auf dem Abendmahlsgemälde am Altar hinter dem Kreuz wieder findet. Die Farbe Weiß wird eine echte Herausforderung – ein strahlendes Weiß passt nicht zum Crèmeweiß des Altars – ein gleicher Farbton "verschwindet". Dieses Problem hat Ute Sauerbrey mit nach Hause genommen. Auf die fertigen Entwürfe dürfen wir jedenfalls gespannt sein.
Ute Sauerbrey arbeitet seit vier Jahren als Leiterin der Paramentenwerkstatt der von-Veltheim-Stiftung beim Kloster St. Marienberg in Helmstedt. Die Werkstatt bietet neben der Neuanfertigung von Paramenten auch Textil-Restaurierung an. Dort arbeiten neben Frau Sauerbrey auch noch vier Stickerinnen, eine Paramentikerin am Webstuhl, eine Schneiderin für Paramente und eine für Gewänder sowie eine Auszubildende zur Handstickerin. Die Werkstatt arbeitet mit einem hohen Qualitätsanspruch sowohl hinsichtlich der verwendeten Materialien als auch der Ausführung. Dafür steht Ute Sauerbrey, die auf eine fundierte Ausbildung in mehreren Berufen und auf langjährige künstlerische Erfahrung in verschiedenen Bereichen zurückblicken kann. Die 48jährige ist Facharbeiterin für Textiltechnik mit einem Studienabschluss in Textildesign, hat in Bayern das Handwerk der Handweberei gelernt und ist ausgebildete Holzbildhauerin. Sie kennt ihre Arbeit ebenso aus der industriellen wie der künstlerisch individuellen Perspektive. Außerdem hat sie lange Jahre mit Menschen im Sozialbereich gearbeitet. Von daher ist die Arbeit in Helmstedt für Ute Sauerbrey so etwas wie der Mündungspunkt für all ihre Lebens- und Arbeitserfahrung. Ihre Ausbildung ermöglicht ihr den handwerklichen und künstlerischen Zugang zu einem hohen Anspruch: für jeden Raum handwerklich perfekte individuelle Paramente aus hochwertigen Materialien zu schaffen. Oder wie sie selber sagt: "Das, was der Raum braucht". Wenn die Entwürfe fertig und genehmigt sind, beginnt die eigentliche Arbeit der Werkstatt. Die Paramente werden zugeschnitten und genäht. Wenn ein Motiv einer Stickerin komplett ausgeführt, da jede über eine eigene Handschrift verfügt. Für die Stoteler Kirche hat uns Frau Sauerbrey ein feines Baumwoll-Leinen-Gemisch mit einem eventuellen Stickmotiv, das die jeweilige Kirchenjahreszeit symbolisiert, vorgeschlagen. Auf die eigentlichen Entwürfe dürfen wir gespannt sein.

Constanze Casper (Gemeinebrief Oktober/Novemver 2013)

*Kirchenvorstände unterwegs

Paramentik

Paramentik bedeutet die Kunst der Bereitung. Sie schafft den festlichen Rahmen für den Gottesdienst. Die Paramentenwerkstatt in Helmstedt, an die der Auftrag für den Entwurf neuer Paramente in Stotel gegangen ist, gehört zu den wenigen Orten in Deutschland, die sich dieser Kunst widmen.

Paramente

Paramente (aus dem Lateinischen: parare >bereiten<) bezeichnen die im Kirchenraum liturgisch verwendeten Textilien. Dazu zählen das Antependium, das vor dem Altar hängt und der Behang des Lesepultes. Ferner zählen dazu auch liturgische Gewänder, wie z.B. die Stolen, die ein Pastor trägt. Die katholische Kirche kennt noch zahlreiche weiter liturgische verwendete Textilien, die beispielsweise im Zusammenhang mit dem Abendmahl zum Einsatz kommen.

Liturgische Farben

Die liturgischen Farben kennzeichnen das Kirchenjahr. Dieses folgt nicht dem kalendarischen Jahr, kennt aber genau wie dieses eigene Jahreszeiten. Diese sind abhängig von den großen kirchlichen Festen. Sichtbar werden die Kirchenjahreszeiten u.a. in den verschiedenen liturgischen Farben der Paramente. Das Kirchenjahr beginnt mit dem ersten Advent und damit mit der Vorbereitungszeit auf Weihnachten. Auch zum Osterfest gehört solch eine Vorbereitungszeit, die Passionszeit. Solche Zeiten waren früher oft auch Fastenzeiten. Diesen wird die liturgische Farbe Violett zugeordnet. Der Buß und Bettag trägt ebenfalls diese Farbe. Weihnachten ist ein Christusfest, genauso wie Ostern und Gründonnerstag, weil es eng mit der Person Jesu verknüpft ist. Den Christusfesten und den ihnen zugehörigen Sonntagen wird die Farbe Weiß zugeordnet. Pfingsten ist das Fest des Heiligen Geistes. Diesem wird die Farbe Rot zugeordnet. Weitere Feste, bei denen besonders der Heilige Geist im Mittelpunkt steht sind Konfirmation und das Reformationsfest. Den übrigen Sonntagen, besonders der langen Trinitatiszeit im Sommer, ist die Farbe Grün zugordnet.