Kirchenvorstände unterwegs

Nachricht Helmstedt, 23. Februar 2013

Paramentenwerkstatt in Helmstedt

Der Stoteler und der Bütteler Kirchenvorstand brachen am 23.02.2013 zur Paramentenwerkstatt des Helmstedter Klosters St. Marienberg auf.
Vertreter beider Kirchenvorstände und interessierte Gemeindemitglieder durften sich dort vom Kunsthandwerk begeistern lassen. Sowohl von den in der Werkstatt hergestellten, wie den ausgestellten historischen Schätzen.
Die Werkstattarbeiten zeugen von hoher handwerklichen Präzision. Manchmal war es kaum vorstellbar, dass ein solches Bild gewebt oder gestickt sein soll. Feinste und zum Teil kostbare Materialien zeugen von dem, was Paramente auch sein sollen: ein kleines Abbild von Gottes Herrlichkeit auf Erden.
In der Schatzkammer standen wir ehrfürchtig vor riesigen Wandteppichen. Die meisten waren von Hand gestickt, ein Teil auch gewebt. Faszinierend war, dass diese Kunsthandwerke die Jahrhunderte überdauert haben und dass sie ganze Geschichten erzählen. Besonders für uns waren zwei Behänge, die zwischen 1300 und 1350 entstanden und in vielen Einzelbildern die Geschichte der Schutzheiligen der Stoteler Kirche erzählen. Alle Einzelheiten der Legende um die Heilige Margarethe sind als fortlaufende Bildergeschichten gestickt, ähnlich wie in einem modernen Comic.
Doch was sind Paramente im eigentlichen Sinne? Greifbar auf unsere Kirche bezogen: das Antependium (lediglich das lateinische Wort für vorhängen und sehr treffend, es hängt nämlich vor dem Altar), der Pultbehang des Lesepults sowie der Kanzel. Allerdings handelt es sich um mehr als bloßen Schmuck. Paramente sind ein eigenes liturgisches Element. Sie zeigen an, in welcher Kirchenjahreszeit wir uns befinden und sollen das Charakteristische der einzelnen Kirchenjahreszeiten im Gottesdienst sichtbar machen. Musikalisch entspricht dem beispielsweise das Einsetzen oder Ausbleiben des Hallelujas nach der Lesung. Sichtbar gemacht wird dies durch wechselnde liturgische Farben. Die Farbe Violett steht für die Vorbereitungszeiten der hohen Feste wie die Passionszeit, die Adventszeit, aber auch für den Buß- und Betttag. Rot ist dagegen die Farbe des Heiligen Geistes. Die Farbe also, wenn es im Gottesdienst um den Geist geht, der mit uns geht: Konfirmationen, Pfingsten oder auch der Reformationstag. Weiß ist die Farbe für die hohen Christusfeste wie Weihnachten und Ostern. Grün steht für die Zeiten, die nicht durch bestimmte Feste geprägt sind. Es begegnet uns vor allem im Sommer.
Wie - vor unserem Altar hängt gerade trotz passender Kirchenjahreszeit gar kein Violett sondern Grün? Das liegt weder an einem Kalenderfehler noch an einer unserer Küsterinnen. In unseren Kirchengemeinden fehlen schlicht die Farben Violett und Rot. Daher war dieser Ausflug auch unsere Auseinandersetzung mit der Frage, was uns in der Gestaltung unserer Kirchen und Gottesdiensten entgeht. Die in der Helmstedter Werkstatt gezeigten Beispiele der Handwerkskunst erzeugten viel Ehrfurcht vor dem, was Paramente verkörpern können. Daher hat der Stoteler Kirchenvorstand in seiner Sitzung am 6. März 2013 beschlossen, die Helmstedter Werkstatt zu beauftragen, einen Entwurf für unsere St. Margarethenkirche zu erstellen. Dieser soll dann einer breiten Öffentlichkeit vorgestellt werden. Der Kirchenvorstand Stotel möchte damit einen neuen Blick auf den zentralen Ort unserer Gemeinde öffnen: unsere Kirche, in der wir gemeinsam unseren Glauben leben und feiern.

Constanze Casper & Christina Solle (Gemeindebrief April/Mai 2013)

Was daraus wurde...